Am Anfang der Entwicklung der Kinematografie stand eine Vielzahl von Versuchsaufbauten, Erfindungen, Geräten und Objekten, die für die unterschiedlichsten Zwecke Projektionen, Verzerrungen, belebte Bilder oder Phasenfotografien erzeugten. Diese Objekte und Gerätschaften stehen heute wohlverwahrt in Museen und schildern die Anfangszeit der Kinematografie. Jedoch habe ich den Eindruck, dass sich diese Geräte und Erfindungen nicht mit ihrem musealen Schicksal zufrieden geben. Eine Art Seelenwanderung muss stattgefunden haben. So begegnen sie mir in mutierter Form ohne Patina auf der Straße, z.B. im Kaugummiautomaten. Wackelbilder, Schwimmstifte, kleine Plastikfernseher mit Souvenirdias oder drehbare Papierstreifen mit Bildergeschichten, religiöse Kippbilder oder Plastikschreine mit Mariendia, ein Rasierset, das einen Löwen vor und nach der Rasur zeigt. Eine bunte Schar aus Plastik, die auf die Anfänge des FiJms und des Kinos verweist, indem sie im bescheidenen Rahmen, wie beim Plastikleuchtturm mit Diarad, eine Laterna-Magica-Vorführung nachstellen. Diese Geschichte wird in der Installation ZU HUNDERT JAHRE FILM mit 100 Leuchten belegt. Der Film ZU HUNDERT JAHRE FILM dokumentiert diese Installation.
Manfred Oppermann 1993