Von 1996 bis 2003 betrieben wir eine zweimonatlich wechselnde permanente Fotoinstallation am Ort der ehemaligen Fahrplanhinweise am Wiener Südbahnhof. Diese Fahrplanhinweise waren auf drehbaren durchleuchteten Glaszylindern angebracht, die uns schon seit längerer Zeit fasziniert hatten. Als sie bzw. ihre Vitrinen nur mehr als Werbeflächen angeboten wurden, bemühten wir uns um die Möglichkeit, dort unsere Fotoarbeiten präsentieren zu können. Unser Konzept war einfach: Wir stellten Fotoserien her, die Narration und optische Prägnanz so verbanden, dass ein Bahnhofslaufpublikum angeregt wurde, diese Zylinder wieder in Betrieb zu nehmen. Die Verbindung von Kinetik (Drehbarkeit der Zylinder) und Lichtprojektion (Beleuchtung der Zylinder) assoziieren wir mit einem Animations-Effekt, die Serien mit ihrer „Story“ – auch wenn diese nur angedeutet ist – kommen dieser Assoziation entgegen. Da wir uns damals in unseren Medienarbeiten (Fotostories, Filme, Installationen) einerseits mit dem Thema Erzählung – Serie, anderseits mit dem Thema Licht (Leuchtkästen, Projektionen, Durchleuchtung usw.) beschäftigten, verband sich für uns der serielle Charakter dieser Installation (5 Bilder) ideal mit ihrer Form als Leuchtobjekte. Die Drehbarkeit bot die interaktive Kontaktaufnahme des Betrachters, der Betrachterin mit der Arbeit und verwies zugleich auf unsere Vorliebe für das Aufspüren von (scheinbaren und wirklichen) Parallelitäten unterschiedlicher Medien (z.B. das Foto als Filmstill, der Zylinder als Gebetsmühle, die Fotostory als literarische Form usw.) Für uns war es wichtig, dass durch die Kontinuität der Installation so etwas wie ein Festwachsen dieser Kunstzelle im Südbahnhof ermöglicht wurde. Die Passantinnen und Passanten warteten im besten Fall schon immer auf die neue Serie und benutzten die Zylinder, um hinter die Geschichte zu kommen oder sich einfach zu unterhalten.