Die vierteilige Fotoarbeit „Mind your steps!“ entstand auf einer Reise durch die Philippinen. Wir filmten vier unterschiedliche Landschaftsszenerien aus dem Seitenfenster eines Autos, montierten die Videostills zu Fotopanoramen und kaschierten diese auf Metall. Danach machten wir Studioaufnahmen von uns in typischen Touristenposen und kaschierten die Silhouetten auf Magnetfolie. Die Figuren sind nun an beliebiger Stelle in die Landschaften einzusetzen. Die Arbeit kann sowohl im Raum als auch an der Wand hängend präsentiert werden.
Aus den Reisetagebüchern:
Weiterlesen......Ich fühle mich wie in einem Dokumentarfilm über Ostasien. „Crowd and Crisis Management Ltd.” habe ich kürzlich im Vorbeifahren gelesen. Wir bewegen uns wie ferngesteuert durch das Karré. Ich werde etwas kaufen. Wir haben den Meeresstrand nicht gefunden, obwohl er hier irgendwo sein muss. Eine kilometerlange Wellblechwand hat uns abgewiesen. Später haben wir ihn entdeckt, organisiert als Pier 1 – 5. Immer auf den Boden achten. Die Schritte planen zwischen Steinen, Stufen und Rinnsalen aus Blut und Schlamm. Aber auch nach oben; Körbe und Blechpfannen in Stirnhöhe. Durch den Regen weniger Bettler. Ich ahne inzwischen, dass es hier alles geben muss. Die Qualität versteckt sich im Dunkel der Garagen. Erstaunlich, in der ganzen Welt gibt es Nagelzwicker zu kaufen. Ein Kartenspiel über mehrer Verkaufsstände hinweg. Hühnerfüßchen und Hühnerherzen vor dampfenden Töpfen. Für wen? Wo ist die Wand zwischen Öffentlichkeit und Privatem? Wo sind die Scherenschleifer? Gestern waren sie noch da. Heute gibt es Stempelschneider. Meine neue Sandalen sind durch ein Loch in der Decke geflogen. Und angeblich gibt es hier irgendwo Bananenpapier. Es riecht vergoren. Dann nach Öl. Manchmal hat man das Gefühl, die Luft wäre schwer. Über die Straße kommt man nur im Einzelkampf. Stehenbleiben heißt für irgendwen Hoffnung. Gerda Lampalzer
Weiter die Geschäftsstraße hoch, altes Holzhaus im spanischen Stil, mit alten verrostetem Schild: „nter International of Arts“. Was vor „nter“ steht bleibt verdeckt. In den Hallen findet an einem Gemüsestand Massage statt. Oberarmmuskelatur wird im Sitzen gelockert, Öffentliches und Privates vermischen sich für mich auf unverständliche Weise. Schon Wohnung oder noch Verkaufsraum? In der Fleischmarkthalle strenger Geruch von Fleisch, enge Gänge, ich gehe außerhalb vorbei begleitet von mit Messern gegen Rohre geschlagenen Geheimcodes. Er ist hier, jetzt hier, und jetzt hier. Das Geheimzeichen verläuft parallel mit mir. Als ich am letzten Stand vorbei bin wird dies mit einem dumpfen Schlag mit dem Holzgriff gegen Metall kommentiert, ironischer Kommentar. Ein danebenstehender Passant schmunzelt mich an. Ein Morsecode der Schlachter, als Warnung vor Schutzgeldeintreibern, Marktaufsicht, Dieben, Polizei, Touristen. Sortierte Trockenfische, nach größe Konservierungsart und Fischart, gestapelt, neben hellgrünen beauty parlour, Vorsicht Stufe, mind your steps, „need a manicure sir?“, vorbei am Beauty Parlour Ariel. Die Fingernägel sind tatsächlich zu lang. Augenkontakt, im Windschatten von Verkehrskundigen die Straße überqueren, die Füße richtig setzen, zurück zum Jeepney, Bremssteine von den Rädern weggerollt und ab. Manfred Oppermann