Lampalzer/Oppermann

6 Partiturcollagen für
1 Performance Lecture

Faksimiles: Tim Oppermann

 

Erstaufführung anlässlich
der Buchpräsentation RANDSPRÜNGE
Kunsttankstelle Ottakring,
13. Jänner 2016
Fotos: Richard Schütz

MEDIEN KUNST DENKEN

Lesetext für Performerin P1
Lesetext für Performer P2
Videos / Fotos / Objekte
Handlungsanweisungen

Raumsituation: Wandprojektion mit der aktuellen Position der Internationalen Raumstation ISS, zwei Regale, ein kleiner Tisch mit iPad und Video-Projektor, zwei Sessel, zwei unbeleuchtete Leuchtkastenserien, ein Ventilator.In Regal 1: mehrere VHS Bänder, ein VHS Player + Monitor, in Regal 2: Zeitungen, Postkarten, Schere, Kleber, Klammern, eine Kartoffel, eine bemalte Orange, eine LED-Lichtzeile. Zwischen den Regalen ist eine Schnur gespannt. Anordnung der Objekte je nach räumlichen Bedingungen.

P1 betritt den Raum und aktiviert die Lichtzeile

„Seit 1998 kreist die Internationale Raumstation ISS um die Erde, seit 2000 bemannt. Wir entdeckten, dass man ihre Flugbahn und den Zeitpunkt, wann und wo sie am Nachthimmel zu sehen ist, im Internet verfolgen kann. Seitdem warten wir öfters bei klarem Nachthimmel auf sie und beobachten ca. sechs Minuten ihres eineinhalbstündigen Weges um die Erde. Von unten ein leuchtendes Objekt, das sich relativ schnell über uns hinwegbewegt. Von oben: „Das sehen die Astronauten in diesem Moment“ teilt der “Astro Viewer” uns mit und zeigt ein Kreuzchen, das sich auf google earth weiterbewegt. Also live, also medial live. Ein link führt zum Live_ISS_Stream, da sieht man bei Funkkontakt die Erde unter der space station hinweggleiten. Die universellste Wahrnehmung stellt sich ein, wenn man alles kombiniert. Subjektiver Blick, virtueller Blick, Kamerablick. Sie ist schon über der Ukraine Richtung Kasachstan und man sieht sie noch immer.“

P1 nimmt ein VHS Band aus dem Regal und legt es ein. Man sieht ins Wasser sinkende Gegenstände.

VHS 1: INSIDE JOKES

P2 betritt den Raum

„Wir befinden uns auf der Rückseite der Produktion. In der scheinbar absichtslos verstreichenden Zeit, im nicht kunstorientierten Handeln und Beobachten, im Herumstochern im Alltag. Alles kann bedeutsam werden, sobald es in Kontakt tritt mit den plötzlich und manchmal überraschend ausgefahrenen Antennen des „das könnte interessant sein“ oder „das ist ja unglaublich“ oder einfach „das gefällt mir“ Sensoriums. Diese Handlungen und Beobachtungen bewegen sich in einem Zwischenbereich von Alltagsbewältigung und Kunstproduktion. Ein Streifzug durch innere und äußere Reize, durch Gedanken und Erinnerung, durch Material, von dem man zum Teil nicht weiß, ob es jemals das Licht einer Ausstellung oder Projektionslampe erblicken wird. Es findet seinen Niederschlag in der Herstellung von Potentialen, latenten Erwartungen und Unruhezuständen. Diese Dispositionen lösen sich zunächst in der Entdeckung von Gelegenheiten, Fundstücken und Orten, beginnen sich zu verschieben, bleiben aber noch unerkannt im Dunkeln. Dann werden die ersten Beobachtungen sichtbar gemacht. Ab jetzt verläuft die künstlerische Produktion auf der Frontside.“

P2 wechselt den Text in der Lichtzeile

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