Wenn der Strand so voller Seegras ist, dass man die Kamera zückt, um diesen Anblick festzuhalten, ist man schon auf dem halben Weg zur Medientheorie. Bandsalat und Quietschseuche – Poesie des Schreckens der analogen Videoproduktion.
„… Lagern sich die Werkzeuge zeitgenössischer Medien in der Symbolsprache des Unbewussten ab? Die Seegrashaufen an einem griechischen Strand zwingen mir die Erinnerung an endlose Spulen von analogen Videobändern auf. Die Quietschseuche kommt mir in den Sinn, die Verhandlungen mit Sony, nachdem das gesamte Halbzoll-Archiv nicht mehr abspielbar war, weil sich die Trägerschicht quietschend am Videokopf abrieb. Ein Schicksal, das die Medienzentren Anfang der 80er Jahre teilten. Der Schadenersatz von Sony: U-matic Schnittplätze. Dreiviertelzoll Kassettensystem. Die Halbzollbänder wurden entsorgt, ebenso wie später hunderte von VHS-Kassetten, als sie von DVD abgelöst wurden. Sehen nur Menschen, die mit analogen Videobändern gearbeitet haben, diese Analogie? …“ (RANDSPRÜNGE Medien Kunst Denken)
„… das erste videoformat – eben jenes mit dem die frühen videogruppen arbeiteten – begann sich ende der 80er zu zersetzen. „sticky tape syndrom“ oder STS heisst diese verheerende fehlproduktion im distanzierten technikslang heute – die videogruppen nannten den produktionsfehler „quietsche-seuche“. die videobänder lösten sich auf und schmierten sich um die rekorderteile und das videoband zog sich mit ohrenzerfetzenden quietschen fest. anderes / neues / besseres material war nicht in sicht – dafür aber die nächste (viel teurere) videogeräte-generation …“ (videomuseum.bildwechsel.org)
„… „Q“ wie „Quarantäneflagge“ oder „Quietschseuche“. Vor Jahren wurde für Video mit dem Slogan „Das mobile Gedächtnis“ geworben. Wir sind drauf reingefallen. Das Gedächtnis verblasst. Unser gedrehtes Material zerfällt. 300 Stunden Bild und Ton …“ (Aus Lust am Schauen, Video, s/w, 30 min, ©1983 Manfred Oppermann / Christian Bau)