Die Arbeit Experiment of the Month bezieht sich in ihrem Titel auf eine Kolumne im Magazin Spektrum der Wissenschaft (die deutsche Ausgabe des Scientific American), in der regelmäßig auch für Laien verständliche wissenschaftliche Experimente beschrieben werden. Zwei solcher Experimente waren der inhaltliche Ausgangspunkt für unser Filmobjekt, das 1997 in einem Artist in Residence Aufenthalt in Canada entstanden ist: Die „Eislinse“ und der „Grinsekatzeneffekt“. Beide Versuche beschäftigen sich mit optischen Phänomenen und beide kommen mit ihrer Einladung, die Versuchsanordnungen nachzubasteln, unserem künstlerischen Geschmack entgegen. Im Eislinsenexperiment geht es darum, ein Kameraobjektiv mit einer Linse aus Eis herzustellen, beim Grinsekatzeneffekt geht es darum , die jeweiligen Sichtfelder beider Augen durch ein Spiegelsystem zu trennen und diese unterschiedlichen Bilder nachträglich miteinander zu „mischen“.
Die inszenierte Nachstellung dieser Experimente dient als Folie für zwei Fotogeschichten, die den narrativen Rahmen dafür benützen, Fotoexperimente (optisch manipulierte Fotos und Doppelbelichtungen) durchzuführen. Dabei geht es immer auch darum, mit aufnahmetechnischen Gesetzen und ihrer Ironisierung und Manipulation zu spielen und so auch verborgene Sichtmöglichkeiten aufzuspüren. Die Täuschung und Vernebelung der konstruktionsbezogenen Hintergründe technischer Bilderzeugung ist konstitutives Moment ihrer Verwendung und wird in unserer Arbeit explizit künstlerisch thematisiert. Der skulpturalen Präsentation dieser Fotostories liegt die Idee eines „begehbaren Films“ zu Grunde. Auf Metallgestellen aufgespannt und durch verschiebbare Vergrößerungslinsen zu betrachten, erzählen zwei Diastreifen nicht nur von den Experimenten des Monats sondern auch vom Erzählen durch Bildfolgen an sich. Das Objekt mutet selbst wie eine Versuchsanordnung an – Gummiverspannungen, Häckchen, Schraubzwingen, die das Gestell halten usw. werden nicht verborgen – Untersuchungsgegenstand: Der Film.
Anders als im Kino müssen sich die Betrachter hier aber selbst den Bildern nähern, sie können dafür Bildfolge und Betrachtungszeit wählen. Der Schritt auf das Objekt zu und der Blick durch die Linsen wendet den Voyeurismus, der jedes Filmerlebnis konstruiert, zur aktive Tätigkeit des Betrachters. Dass es sich bei dem „Film“ um eine Fotostory handelt, gibt dem ganzen noch einmal jene erzählerische Wendung, die all unsere Medienarbeiten kennzeichet: ein Medium erzählt über das andere…