Lampalzer/Oppermann

©2009

10-teilige Fotoserie
je 40,5 x 54 cm, kaschiert auf Polystyrol

 

Ankauf:
Sammlung des Landes Niederösterreich

Textil Müller adjustable

Titel und Inhalt der Fotoserie Textil Müller adjustable beziehen sich auf einen   Stoffdiscounter, der Textilien und Accessoirs aus Restbeständen jeglicher Art anbietet. In seinen Verkaufsräumen lagern Objekte, Stoffe und Kleidungsstücke, die in ihrer Fülle Versprechungen machen und in ihrer Zusammenhangslosigkeit zu neuen Zusammenstellungen inspirieren. Die vorgefundenen Textilien verführen zu Fantasien im Sinne von „Kleider machen Leute“, sie können dieses geweckte Begehren aber aufgrund ihrer „niederen Herkunft“ nicht erfüllen sondern nur parodieren. Wenn nun mittels ausgewählter Kombinationen aus dem Angebot von „Textil Müller“ die Visualisierungen diverser Wuschvorstellungen vorgenommen werden, so handelt es sich dabei nicht um eine simple Darstellung von Rollen, sondern um von vielfältigen Einflüssen gespeiste, visionäre Selbstportraits des Künstlerpaars Lampalzer/Oppermann. Genaugenommen handelt es sich um Portraits von vorgestellten Selbstportraits, also um eine ironisierte Darstellung von imaginierten Wunschidentitäten, gespeist von Unbewusstem ebenso wie von Vorurteil und Klischee. Formuliert werden diese Willensbekundungen nicht nur durch die Kostümierung sondern auch durch ins Foto montierte Sätze, die eine genaue Bestimmung der Vorstellungen vornehmen. Hier wechseln die Benennungen relativ konkreter Identitäten wie Kanzlerin, Jungwinzer, Energieboss einander ab mit der eher abstrakter Rollen wie „Schatten“ oder „Geschäftsidee“, um dann ins Metaphorische zu wechseln und  Wünsche zu äußern wie: „Ich möchte mit allen Wassern gewaschen sein“ oder „Ich möchte unsichtbar sein“. Der textilen Semantik von Anzug und Kostüm folgt dabei eine von partieller Symbolik wie Schürze oder Plastikstoff, und die Ironisierung von äußeren Rollen changiert mit der Ironisierung der eigenen Identität als KünstlerInnen.
Gerda Lampalzer